Samstag, 30. Juni 2007

Kundgebung der Frauen für gleiche Rechte im Iran
Montag, 11 Juni 2007 Quelle: American Chronicle Von: Jila Kazerounian Der 12. Juni ist der erste Jahrestag der Kundgebung iranischer Frauen gegen die Geschlechterapartheid des in ihrem Land herrschenden Regimes. Tausende Frauen gingen in Teheran auf die Straßen, um sich dem von verschiedenen Frauengruppen organisierten Protest anzuschließen, der sich gegen die Unterdrückung und die Ungleichheit unter den theokratischen Herrschern richtete. Sie skandierten: "Frauen sind Menschen, aber wir haben keine Rechte", "Unsere Forderung: Freiheit und gleiche Rechte" und "Das Regime der Frauenfeindlichkeit muss beendet werden". Die staatlichen Sicherheitskräfte griffen die Demonstranten an, schlugen auf sie ein, verletzten sie und verhafteten viele von ihnen. Mit dieser Tortur läuteten der Hardliner Ahamdinejad und seine Kumpane eine neue Runde von Repressionen gegen Frauen ein. Erst vor kurzem ist das Teheraner Regime sehr brutal gegen Frauen vorgegangen, "um die Tugend zu fördern und gegen das Laster zu kämpfen". Frauen, die nicht völlig auf den islamischen Kleidercodex achten, werden geschlagen und in den Straßen wegen "unangepasster Bekleidung" verhaftet. Die Szenen von diesen Übergriffen der Sicherheitskräfte sind grauenvoll. Inmitten der landesweiten Aufstände von Studenten, Lehrern und Arbeitern hat das islamische fundamentalistische Regime wieder eine Kampagne gegen Frauen gestartet, um an den Rest der Bevölkerung eine Botschaft zu senden und sie unter Kontrolle zu halten. In den letzten drei Jahrzehnten der Herrschaft von Klerikern im Iran haben Frauen bewiesen, dass sie sich diesen Dinosauriern nicht unterwerfen werden. Das System der Gänderapartheid wird von den gleichen Menschen bekämpft, die die Hauptlast dieser Brutalität ertragen müssen: die Frauen. Die Teheraner Diktatoren haben bisher Zehntausende Frauen hingerichtet. Sie haben jungfräuliche Mädchen im Gefängnis vergewaltigt, damit sie nach ihrer perversen Ideologie nicht in den Himmel kommen. Sie haben weibliche politische Gefangene gefoltert und zu Krüppel gemacht. Aber sie waren nicht in der Lage, iranische Frauen zum Schweigen zu bringen. Der Widerstand wächst. Frauen führen den Kampf für Freiheit und Demokratie im Iran an. Und es gibt eine Frau, die in der ersten Reihe der Widerstandsbewegung steht. Maryam Rajavi, die vom Widerstandsrat Iran (NWRI) gewählte Präsidentin, ist die am meisten von den Mullahs gefürchtete Frau im Iran. Sie führt die am besten organisierte Widerstandsbewegung gegen das Regime an. Rajavi stellt aus Anlass des Internationalen Frauentages in Paris fest: "Weil Frauen historisch immer ausgebeutet und unterdrückt waren, besitzen sie eine enorme Motivation und eine hohe Ausdauer im Kampf um die Aufholung ihres Rückstandes. In der Konfrontation mit den Mullahs haben wir festgestellt, dass Frauen einer zusammengedrückten Feder ähnlich sind, die von ihren Ketten der Diskriminierung befreit Verantwortung tragen, einen gigantischen Sprung nach vorne machen." Die Teheraner Mullahs sollten besser aufpassen: Die iranischen Frauen haben mit dem gigantischen Sprung nach vorn begonnen. Jila Kazerounian ist die Geschäftsführerin des Frauenforums gegen den Fundamentalismus im Iran (WFAFI).
Iran: Mullah-Regime nimmt öffentliche Steinigungen wieder auf
Freitag, 22 Juni 2007 Es ist eine überaus barbarische Tötungsform. Erstmals seit Jahren sind in Iran zwei Menschen zu einer öffentlichen Steinigung verurteilt worden - entgegen einer Verpflichtung, die das Regime der EU gegeben hat. Menschenrechtler sehen in dem Urteil eine politische Kampagne des Ahmadinedschad-Regimes. Von Mohammad Reza Kazemi Spiegel Online- Auf einem Gelände gegenüber dem Hauptfriedhof von Takistan, einer kleinen Stadt im Norden Irans, sind vor einigen Tagen zwei Gräben angelegt worden. Für Leichen sind sie eigentlich zu schmal - dennoch sind sie für Menschen gedacht. Für lebende Menschen. Ein iranisches Gericht hat einen Mann und eine Frau zum Tode durch Steinigung verurteilt. Iranischen Menschenrechtsaktivisten zufolge sollten ursprünglich morgen früh um 9 Uhr ein Mann und eine Frau, in Leichentücher gewickelt, in diese Gräben gesteckt und dann mit Steinwürfen getötet werden. Ihr Vergehen: Ehebruch. Wie iranische Nachrichtenagenturen am Mittwoch meldeten, wurde allerdings eine Aussetzung der Hinrichtung angeordnet. Ob es dabei bleibt, ist nach Einschätzung von Menschenrechtsaktivisten fraglich. Die iranische Frauenrechtsaktivistin Shadi Sadr, 32, die eine Kampagne gegen Steinigungen in der Islamischen Republik gestartet hat, erhielt die Nachricht von der geplanten Hinrichtung gestern Nachmittag. Die Anwälte der Angeklagten wurden von der Justiz unter Druck gesetzt und trauen sich nicht, mit Journalisten über den Fall zu sprechen. Sadr jedoch hat sich an die Öffentlichkeit gewandt, in der Hoffnung, die Hinrichtung stoppen zu können. "öffentliche Steinigungen gab es in Iran in den ersten Jahren nach der Revolution", sagt Sadr im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Danach wurden Steinigungen nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen durchgeführt, etwa in Gefängnissen." Zur Prostitution gezwungen - und gesteinigt Von scharfer Kritik seitens der internationalen Gemeinschaft ließen sich die Mullahs in Teheran über zwei Jahrzehnte lang nicht beeindrucken. Im Gesetz ist die grausame Tötungsform jedoch bis heute vorgesehen. Getreu diese Devise handelte ein Richter in der nordöstlichen Stadt Maschhad, als er im April vergangenen Jahres einen Mann und eine Frau wegen Ehebruchs steinigen ließ. Sadr und ihre Kolleginnen wurden zu spät informiert, konnten aber den Fall hinterher recherchieren und genau dokumentieren. In einem Beitrag des Fernsehkanals Arte Ende März berichteten sie detailliert über den Fall. Die Daten zu Steinigungen werden von der iranischen Justiz strikt geheim gehalten. Sadrs Gruppe ist es trotzdem gelungen, bislang mehr als zehn Personen im Ganzen Land zu identifizieren, die zur Steinigung verurteilt wurden. Das sei aber nur die Spitze des Eisberges, sagen die Menschenrechtlerinnen. Eine der jetzigen beiden Todeskandidaten ist Mokarameh Ebrahimi, 43, eine Mutter von drei Kindern, die wegen Ehebruchs seit elf Jahren im Gefängnis sitzt. Sie soll laut Gerichtsurteil und Bestätigung der Stadtfunktionäre von Takistan zusammen mit dem Vater ihres jüngsten Kindes gesteinigt werden. Ihr Ehemann soll drogensüchtig sein, seine Frau zur Prostitution gezwungen haben. Doch das ließ der Richter nicht gelten. "Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik" Während das iranische Regime in der Vergangenheit Steinigungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchführen ließ, um von internationaler Kritik verschont zu bleiben, soll die Hinrichtung in diesem Fall provokativ öffentlich durchgeführt werden. Menschenrechtler spekulieren, dass sie dazu dienen soll, die Iraner von "Unzucht" abzuschrecken. Die Frauenrechtlerin Sadr sagt, die neue Praxis der Justiz sei auf die Machtübernahme von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zurückzuführen. "Wenn sich die politische Atmosphäre des Landes ändert, werden selbstverständlich auch die anderen Bereiche beeinflusst", sagt Sadr. "Die jetzige Regierung betreibt eine sehr radikale Politik. Die Folge ist, dass auch einige Funktionäre der Justiz sagen: Wir wollen die islamischen Strafen vollziehen. Nach ihrer Argumentation dürfen die göttlichen Strafen nicht ausgesetzt werden." Die politische Atmosphäre in Iran hat sich tatsächlich stark geändert. Ahmadinedschad treibt nicht nur eine konfrontative Außenpolitik, etwa im Atomkonflikt, sondern auch eine repressive Innenpolitik. Seit einiger Zeit herrscht in Iran eine Art Ausnahmezustand. Der Druck auf Andersdenkende und Andersgläubige hat enorm zugenommen. Die Inhaftierung von mehr als tausend Mitgliedern eines Sufi-Ordens im Februar vergangenen Jahres in der Stadt Qom und die Festnahme Hunderter Anhänger des kritischen Geistlichen Ajatollah Borudscherdi im Oktober waren der Beginn. Im März dieses Jahres wurden über 30 Frauenaktivistinnen, darunter Shadi Sadr, während einer friedlichen Protestaktion festgenommen und einige von ihnen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Zudem haben Polizisten unter dem Deckmantel der "Verbesserung der Sicherheit in der Gesellschaft" in den vergangenen Wochen landesweit Tausende "unislamisch", also leger, gekleidete Frauen und Männer auf den Straßen verwarnt, Hunderte wurden verhaftet. Dass einfache Bürger Irans das Regime bei seiner neuen harten Linie unterstützen und an der Steinigung teilnehmen werden, bezweifelt Shadi Sadr: "Ich denke nicht, dass die Menschen heutzutage solche Strafen akzeptieren." Aber selbst wenn die Einwohner der Stadt Takistan der Aufforderung des Richters nicht nachgehen und die Todeszeremonie boykottieren - für solche Fälle gibt es engagierte Henker, die das Urteil vollstrecken: Der Richter selbst werde den ersten Stein werfen, sagt Shadi Sadr.

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