TEHERAN. Im Iran sind erstmals seit fünf Jahren wieder Menschen öffentlich hingerichtet worden. Die Exekutionen stehen im Zusammenhang mit einer Repressionswelle, von der gewöhnliche Kriminelle und Regimekritiker gleichermaßen betroffen sind. "Meine lieben Mitbürger. Es ist soweit. Bewahrt bitte die Ruhe und preist den Propheten Mohammed". Einige Minuten später werden den Todeskandidaten blaue Schlingen um den Hals gelegt. Die beiden Männer, die einen hochrangigen Richter ermordet haben sollen, müssen sich auf einen Hocker stellen, der von dem Henker unsanft weggetreten wird. Wie befohlen, preisen die 3000 Schaulustigen daraufhin den Allmächtigen - und aus den Lautsprechern über dem Baukran, an dem die beiden Männer hängen, fordert eine tiefe Stimme den Tod aller Heuchler und Terroristen sowie das "Ende von Amerika".151 Menschen wurden in diesem Jahr im Iran bereits hingerichtet, die letzten 16 erst seit Wochenbeginn. Die Hingerichteten seien wegen Vergewaltigung, Entführung, Raubüberfällen und Drogenhandel für schuldig befunden worden und ihrer gerechten Strafe zugeführt worden, berichteten iranische Medien. Die Zahl der Hinrichtungen werde die des Vorjahres, als 177 Menschen exekutiert wurden, übertreffen, befürchten Beobachter in Teheran. Von den Hinrichtungen seien nicht nur "gewöhnliche Kriminelle" betroffen, die zunehmend "härter bestraft würden", sondern auch Regimekritiker. Erst am Dienstag waren zwei kurdische Journalisten zum Tode verurteilt worden. Sie sollen "gegen die Sicherheit der Islamischen Republik verstoßen" haben". Der Grund für die "neue Sicherheitszielsetzung" der Regierung von Staatspräsident Ahmadinejad ist nach Ansicht der iranischen Politologieprofessorin Farideh Farhi "Angst und Paranoia", die durch die Iran-Politik der USA ausgelöst wurde. Nach der Ankündigung der US-Regierung, 78 Millionen Dollar zur Unterstützung der iranischen Opposition bereitzustellen, habe Ahmadinejad den Geheimdienst neu organisiert.
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